Dokumentation
IN TOUCH. Editionsschau der Mentees verlängert bis 22. Februar
Ursprünglich geplant für nur einen Abend, ist die Editions-Ausstellung der Mentees der dritten Staffel des KUNSTMENTORAT NRW in der Temporary Gallery Köln bis zum 22. Februar verlängert worden. Ein Glücksgriff, denn die speziell für diese Präsentation entstandenen Arbeiten können somit in Ruhe betrachtet werden. Zu sehen sind Arbeiten von Romina Abate, Agnes Müller, Lis Schröder, Hye Young Sin, Caroline Streck, Philipp Valenta und Denise Werth.
Bereits am Abend des 25. Januar konnten sich etliche Besucher:innen in Köln von der gelungenen Hängung der Editionen überzeugen. Anders als bei Arbeiten, die in Zusammenhang mit Stipendien oder Residenzen über mehrere Monate des Experimentierens und Kontemplierens entstehen, sind die Mentee-Editionen in kürzester Zeit gefertigt worden (ca. zwei Monate). Diese Besonderheit wurde noch durch die Intensität der Zusammenarbeit der Mentees erweitert, so Ani Schulze, Mentorin von Romina Abate. In ihrer Rede an dem Abend beschreibt sie: „Die Realisation der Editionen und der Präsentation heute Abend bedeutet viel In Touch und noch mal einen ganz anderen und intensiveren Austausch, als solchen den wir bisher als Gruppe oder in den einzelnen Tandems gepflegt haben.“
Aus einer relativ spontanen Initiative – gemeinsam mit dem LaB K – haben die Künstler:innen die gesamte Präsentation geplant. Nicht nur ihre eigenen Arbeiten, sondern auch Eigenwerbung (Newsletter, Social Media), Verteilung von Plakaten oder etwa das Erstellen einer Editionsliste (mit Taxierung ihrer Preise) lag zum großen Teil in ihrer Verantwortung. Somit schließt die Ausstellung an das erklärte Ziel des KUNSTMENTORAT NRW an: Künstler:innen bei ihrer Vernetzung und professionellen Weiterbildung zu unterstützen. Letztlich geht es nicht darum, normative Wege zur Vermarktung nachzuahmen (etwa über die Galerie), sondern andere, für die Mentees passgenauere Möglichkeiten auszuprobieren und zu finden. Der Weg des In Touch bedeutet nicht nur ein Ausprobieren in Selbstvermarktung, sondern auch die Bildung eines nachhaltigen Netzwerks. Denn: Zusammen geht mehr.
Tage, an denen die Editionen in der Temporary Gallery besichtigt werden können:
Mo., 29 Januar / Do., 1 Februar / Mo., 5 Februar / Do., 15 Februar / Mo., 19 Februar / Do., 22 Februar, je 12 bis 19 Uhr
Die Editionen können bei den Künstler:innen erworben werden. Bitte nehmen Sie direkt Kontakt über die Websites der Mentees auf.
Editionen der Mentees
Hye Young Sin
Die in Köln lebende Künstlerin Hye Young Sin, die performativ mit Objekten und Sound arbeitet, präsentiert mit den Editionen eine Auswahl neuer künstlerischer Arbeiten. Diese bezeichnet sie selbst als ein fortlaufendes skulpturales Experiment. Die Skulpturen sind im Zuge ihrer Untersuchungen zu landwirtschaftlichen Werkzeugen, die mit der Hand benutzt werden, entstanden. Dabei untersucht Hye das komplizierte Zusammenspiel zwischen Design und Funktionalität. Für ihre Editionsserie hat sie verschiedenste Handwerkzeuge gesammelt. Diese hat sie zu neuen Formen arrangiert, verdoppelt und collagenhaft zusammen gesetzt, wobei humorvolle neue Formen und Skulpturen entstanden sind.
Denise Werth
Die Hagener Künstlerin kreiert Skulpturen und Installationen. Denise hat drei verschiedene Editionen, die Sukkulente Edition, Frauenstimme und Thistle Edition mit passender Box dazu entwickelt. Die drei Editionen beziehen sich jeweils auf bereits existierende großformatige Skulpturen der Künstlerin. Mittels 3D-Druck hat sie diese in kleineren Versionen neu produziert. Dabei handelt es sich jedoch nicht um maßstabsgetreue Miniaturen. So unterscheiden sich die Editionen z.B. teilweise auch in ihrer Farbigkeit zu ihren großen Vorbildern. Die Sukkulente Edition kommt zudem in Einzelteilen, die eigenständig zusammen gesetzt werden kann. Die große Variante der Sukkulenten Edition ist übrigens noch in der Kunsthalle Recklinghausen in der Ausstellung Kunstpreis junger Westen bis 11. Feburar zu sehen.
Agnes Müller
Die Künstlerin aus Köln entwickelt ortsspezifische Installationen und Performances. Seit circa einem Jahr entstehen in ihrem Atelier zudem Papierarbeiten. Solche entstehen spontan, schnell, spielerisch und mit Humor und in direktem "Austausch" zwischen ihren Händen und dem Papiermaterial. Dabei interessiert sie die Labbrigkeit, Gestik, das Wedelnde, Beinah-fallende und die Zartheit der Papiere. Daran angelehnt hat Agnes die Editionsserie Flitter und Hänger entwickelt, in der das Flattrige, Flitternde und Über-etwas-drüber-hängende gesondert herausgegriffen wird. Die jeweiligen Papiercollagen hat die Künstlerin wie einzelne Stimmen oder Charaktere in dieser Serie mit Aluminium gerahmt.
Caroline Streck
Die Edition ist als Erweiterung von Carolines Malerei auf Leinwand zu verstehen. Die Idee, mit Bleiglas zu arbeiten verfolgt die Künstlerin aus Köln vor allem vor dem Hintergrund, dass mit der Technik das Thema Religion und eine sakrale Ästhetik assoziiert werden. Die Editionen sind im Kontext einer stärkeren Auseinandersetzung Strecks mit feministischen Themen und mit dem Zusammenhang zwischen Patriarchat und Religion verankert. Im Raum frei gehängt, drehen sich die Objekte langsam durch den natürlichen Luftstrom im Raum; Vorder- und Rückseite sind dadurch gleichermaßen sichtbar, Lötspuren auf der Bleifassung lassen den Herstellungsprozess nachvollziehen.
Romina Abate
Die in Köln und Kassel situierte Künstlerin arbeitet mit verschiedenen Medien wie Zeichnung, Fotografie, Video, Performance, und Installationen. Ihre Edition o. T. (SIN) geht zurück auf ihre Ausstellung und Publikation "Alles Glück dieser Erde" in der Moltkerei Werkstatt e.V. in Köln im letzten Jahr. Die Edition, bestehend aus einem Salzleckstein für Pferde, mit zwei Stahlstiften befestigt, war Teil einer umfangreichen Installation. Basierend auf der Begegnung der Künstlerin mit lebenden und artifiziellen Pferden untersucht sie, wie das Reiten mit Vertrauen und Nähe, aber auch mit Macht, Kontrolle und Sexismus zusammenhängen. Romina hat auch eine sehr eigene Form der Unterschrift für die Edition entwickelt, und zwar hat sie diese abgeschleckt - ganz In Touch sozusagen.
Lis Schröder
Die Künstlerin, die in Münster lebt, arbeitet an der Schnittstelle von Video, Musik und Text . Ein wichtiger Bezugspunkt für ihre Arbeit ist die Popkultur und -musik. Im Rahmen der Editionen hat sie mit ihrem Mentor, dem Künstler Guido Münch, eine sehr besondere Kollaboration entwickelt: Gemeinsam ist die Split Single Zwei Linke Hände entstanden: Auf der einen Seite mit Guidos AN DANTE und auf der anderen Seite mit Lis Soundstück Valkyrjar. Lis' Arbeit ist dabei eine Interpretation oder einer Art Remix von Guidos sound piece. Nicht nur aufgrund der engen Zusammenarbeit von Lis und Guido, sondern auch rein visuell durch die gescannten Händen auf dem Cover wird an den Titel der Präsentation In Touch angeknüpft. In der Ausstellung können beide Stücke angehört werden.
Philipp Valenta
Der Künstler aus Hattingen, der mit Installationen, Objekten, Performance und Video arbeitet, zeigt zwei verschiedene Editionen: Zunächt die Neuauflage der Serie Monochrome Hollywood Character Portraits, mit der er mit Nagellacken, die nach Charakteren aus Hollywood-Filmen benannt sind zeichnet, bzw. Porträts entwirft (s. Abb.). Dabei interessiert ihn die Materialität: Nagellacke besitzen oft durch Konsistenz, Farbgebung und Metallpigmente Qualitäten, die sich, gerade im Bereich irisierender, changierender oder glitzernder Tönungen, nur schwer selbst herstellen lassen. Ebenfalls die Titel solcher Lacke sind für Philipp spannend, denn sie bezeichnen oftmals Charaktere aus Hollywood-Filmen, die er "porträtiert". Philipps zweite Editionsserie Herbarium beruht auf aus internationalen Banknoten ausgeschnitten Blüten.
Texte: die Künstler:innen, Ani Schulze, Franziska Wilmsen.
Gruppenbild: Zur Verfügung gestellt von Angelika J. Trojnarski.